Am Ziel – Die norwegische Finnmark

Tag 28 +29

  • Route: Bjerkvik - Tromsø
  • Details: Fahrzeit 7,5h, km-Stand 38.180
  • Wetter: 15 Grad, Sonne/Wind
  • Campingplatz: Skittenelv Camping

Die norwegische Finnmark ist die grösste, am dünnsten besiedelte Provinz Norwegens, 48.649 km2 für 73.000 Menschen kleine Städte, steile Küsten, die weite Hochebene Finnmarksvidda nimmt den grössten Teil der Finnmark ein, eine hügelige unberührte Landschaft 300 – 400 m ü. M., im Süden bewaldet, im Norden kahl, Seen, Seen, tausende Kilometer Lachs- und Forellenflüsse, schöne Fjorde, auf den Inseln Vogelkolonien, Samen stellen ein Drittel der Bevölkerung. Sie fallen nicht auf, da sie ihre Trachten nur noch zu besonderen Anlässen tragen, verraten sich aber durch ihre freilaufenden Rentierherden. Inzwischen sind die Strassenschilder zweisprachig, in norwegisch und samisch. Es hat lange gedauert bis ihre eigene Kultur und Sprache von der Regierung akzeptiert wurden. „Duoddji“ (samische Handwerkskunst), Kaffee am Feuer im Zelt, „Bidos“ ein Gericht und Lassowerfen gehören zur Tradition und werden noch gepflegt. An Markttagen gibt es Konzerte, Joik-Wettbewerbe (Gesang) und Rentierrennen. Der Westteil der Provinz wurde im II. WK von den Deutschen beim Rückzug verwüstet („verbrannte Erde“).

Sehenswürdigkeiten an der Route:

Tromsø: ist geschützt von hunderten von Inseln, umgeben von bis zu 1.000 m hohen Gebirgen, Wäldern und Lebensraum vieler Vögel, gegründet im 13. Jhdt., das Paris des Nordens, Pforte zum Eismeer: im 19. Jhdt. Startplatz vieler Expeditionen und der Eismeerfischerei, Die Stadt hat ein traumhaftes Panorama: vorne der Fjord und langgestreckte Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen, im Hintergrund schneebedeckte Berge mit einer Sprungschanze hinter der Universität. Den besten UÅNberblick hat man von der Brücke. Wirtschaftszweige: Bildung, Forschung, Fischexport und Satellitentechnologie, 2.000 km südlich des Nordpols, Mitternachtsonne 21.5.– 21.7., Juli-Temp. 12– 30 Grad, Polarnacht 21.11.– 21.1., Jan.-Temp. –4 bis –18 Grad, Schnee Dez. – März, der Hauptteil der Stadt liegt auf Troms.ya, über den Troms.sundet führt die  imposante, 1 km lange Troms.brua nach Tromsdalen, zu Füssen der schneeweissen Tromsdalen Kirke, Ishavskatedralen – von 1965, ihr gezacktes bis zum Boden reichendes Dach erinnert an Eisschollen. Das 23 m hohe Glasmosaik „die Wiederkehr Christi“ ist eines der grössten Glasfenster Europas. Die Kathedrale hatte ich mir viel grösser vorgestellt. Katholische Kirche „Unsere Frau von Tromsö“ - steht am Hang in der Nähe eines Musikpavillon und an einem grossen belebten Platz, von hier geht der Blick ungehindert zum Hafen Bibliothek – gegenüber der kath. Kirche.

Wir sind 3,5 Stunden durch eine lebendige und sonnige, an südliches Dolce Vita erinnernde Stadt gewandert. Dank Uni und Hochschulen ist der Bevölkerungsdurchschnitt sehr jung und international, und die Läufer und Kreuzfahrer belebten zusätzlich die Strassen, Plätze und Cafés. Spruch in Norwegen: die Stadt mit dem höchsten IQ Norwegens. Es war in unseren Augen die schönste Stadt Norwegens, die wir besichtigt haben.

Tag 30 + 31

  • Route: Tromsø - Altafjord
  • Details: Fahrzeit 7h, km-Stand 38.406
  • Wetter: 19 Grad, Sonne/Regen
  • Campingplatz: Alta River Camping

Noch 665 km bis zum Nordkap. UÅNber Tromsö ging’s nach Fagernes und zur Ullfjordfähre Ullsfjord – wir überqueren ihn von Hov nach Svensby Auf der Halbinsel Lyngen fahren wir am Lyngsfjellan, den Lyngsalpen mit dem 1.833 m hohen iekkevarrebreen vorbei zur Lyngen-Fähre von Lyngseidet nach Olderdalen. Am Oksfjordvatnet geht’s auf die Passhöhe (402 m) vom Kvaenangsfjellet. Die Strecke Troms. – Alta ist ein Genuss. Es geht an diversen Fjorden entlang, mal oben, mal auf Meereshöhe, hinter jeder Ecke sieht’s anders aus, tolle Panoramen, verträumte Dörfer, einsame Kirchen an Fjordufern, Rentiere und Schafe lassen sich blicken. Vor Alta bei Isnetoften haben wir Rentiere und Kühe in getrennten Gattern, aber nebeneinander am Rande der Strasse gesehen. Passte irgendwie nicht zusammen, jeder der vorbei kam stutzte und hielt an.

Wir haben einen Ausflug zur Gargia Fjellstue gemacht. Anschliessend führte der Weg weiter auf’s Fjell Baeskades und wir folgten ihm, nur dumm, dass es inzwischen ein Wanderweg ist. Nachdem wir ca. 10 km nur noch Schotterpiste gefahren sind und die Schlaglöcher immer grösser wurden, kehrten wir aus Vernunftsgründen um. Aber wir standen am Rande der Finnmarksvidda, dem Siedlungsgebiet der Samen. Auch sie waren unsichtbar. Das Fjell war teilweise mit Flechten, Moosen und kleinwüchsigen Bäumen bedeckt oder bestand nur aus Geröll und Felsen, und egal in welche Himmelsrichtung der Blick ging, in der Ferne ragten rötliche Gebirgsformationen auf, unterbrochen von tiefen Schluchten. Der Weg ging weiter bis zum Horizont und es war nicht abzusehen, wohin er führt. Wir standen in einer unwirtlichen und auch unwirklichen Gegend und der Wind blies unablässig. Ab und zu stand ein verwittertes Schild am Wegesrand, das einzige Zeichen menschlicher Taten. Nutzte uns nichts, der Massstab unsere Karte war viel zu gross.

Tag 32

  • Route: Altafjord - Nordkap
  • Details: Fahrzeit 4h, km-Stand 38.800
  • Wetter: 6 Grad, Regen/Orkan
  • Campingplatz: Parkplatz vom Nordkap

Noch 245 km bis zum Nordkap. Am Altafjorden entlang geht’s auf die Hochebene Sennalandet. Eine Fahrt durch die Finnmarksvidda, bei Sturm und Regen, eine endlose, raue, kahle Hochebene in rötlichen Farben mit Hügeln und Seenflächen, Mooren, Sümpfen und Wasserläufen, ab und zu mal menschliche Behausungen und Rentiere, irgendwie unwirklich. Ein Meridianstein kündigt von der Vermessung der Erde und fahren weiter Richtung Norden. Die letzten gut 100 km. Der Weg an Honningsvag vorbei führte uns entlang der Steilküste. Wir erlebten einen aufregenden Mix aus Sonne, Regen, Nebel, Orkanböen, Wasserfahnen und –wänden über dem Meer. So etwas hatten wir noch nie gesehen. Wir hatten Mühe, das Auto zu halten, die Motorradfahrer schlichen und die Radler schoben. Manchmal war nur Platz für die Strasse, dann gab es wieder Buchten, Plateaus und weites Land mit Rentieren, kleine Orte und ein Hotel am Porsangerfjord. Die Rentiere gehören den Karasjok-Samen, die den Sommer mit ihren Herden hier verbringen. Die Fahrt zum Kap ist absolut lohnenswert! auch bei schönerem Wetter. Wir können nicht verstehen, dass man den Weg langweilig finden kann.

Da unsere Gasheizung streikte, haben wir stundenlang die Gasflamme vom Herd angelassen. Viel wärmer war es trotzdem nicht und das Auto schwankte beständig, an Schlaf war also nicht zu denken. Gut, dass wir vorbeugend die Wintersachen mitgenommen hatten. Die ganze Nacht kamen noch Touristen, mit Auto, Motorrad und Fahrrad. Sie durften zwar Parkgebühr bezahlen, mussten aber in Sturm und Regen draussen ausharren. Fanden wir eine Unverschämtheit. Dabei sind die letzten Busse um 2.30 abgefahren. Der fast leere Parkplatz leerte sich immer mehr. Unser Windschutz, die grossen Wohnmobile, waren auch fort.

Einige Tage vorher zur Mittsommernacht (und die Sonne war zu sehen!) standen hier hunderte Autos. Das hatten uns Rückkehrer in Alta erzählt. Gegen Morgen lichtete sich der Nebel, der Regen liess nach und wir konnten das Kap erkunden. Europa endet auf einem Felsplateau 300 m über dem Meer. Ein Denkmal erinnert an König Oskar II, der die Nordkapschifffahrten anregte. Früher, ohne Strasse, mussten die Besucher vom Schiff aus die schroffen, senkrechten Küstenfelsen hochklettern. Und dann steht da natürlich die Weltkugel, vor der sich jeder fotografieren lässt, wir auch. Ein Monument und die Skulptur „Kinder der Welt“ haben auch noch Platz gefunden.

Der Blick von der Steilküste endet im Dunst, bis zur Inselgruppe Svalbard „das Land mit den kalten Küsten“ im Nordpolarmeer (Spitzbergen ist die grösste Insel) sind’s noch mal 1.000 km, bis zum Nordpol 2.000 km. Es gibt nicht viel zu sehen, aber wir wollten unbedingt hin. Noch eine Nacht haben wir uns nicht angetan und sind nachmittags gefahren.

Tag 33

  • Route: Nordkap - Stabbursnes
  • Details: Fahrzeit 3h, km-Stand 39.047
  • Wetter: 7 Grad, Wolken
  • Campingplatz: Stabbursnes Feriesenter

Wir sind die wunderschöne Steilküstenstrasse am Porsangerfjord bei besserem Wetter bis Russenes zurück gefahren und weiter am Fjord entlang bis Stabbursnes.

Tag 34

  • Route: Stabbursnes - Kirkenes
  • Details: Fahrzeit 7h, km-Stand 39.227
  • Wetter: 24 Grad, Sonne
  • Campingplatz: Kirkenes Camping

Und wieder geht es über 350 km durch die Finnmarksvidda bis zur russischen Grenze. Sie macht ihrem Namen alle Ehre. Endlose Ebenen prägen die Fjellets durchzogen von Wasserläufen, niedrigem Bewuchs, Felsen und Bergen, in der Ferne Rentierherden, vorbei an einigen Fjordarmen, eine fast arktische Landschaft, von den Anhöhen kann man ein tolles Panorama geniessen. Ab und zu tauchen Ansiedlungen auf. 50 km gefahren und kein Auto gesehen? Normal. Die Strasse ist im Winter übrigens gesperrt. Ich möchte da nicht wohnen, aber ich mag diese einsame, raue und karge, so völlig andere Landschaftsform.

Über Ifordfjellet geht es nach Tana Bru. Hier teilt sich der Weg. Wer nichts mit der russischen Grenze am Hut hat, fährt rechts ab nach Süden am Teno mit seinen Stromschnellen entlang nach Utsjoki, der nördlichsten Gemeinde Finnlands und kann ohne Umwege über Inari und Ronaniemi zum Bottnischen Meerbusen durchfahren. Eine Gemeinde in der norwegisch, samisch und finnisch gesprochen wird. Am Varangerfjorden geht’s weiter nach Kirkenes. In Stoltefossen  bei Neiden ist ein Wasserfall, direkt unter der Strassenbrücke.

Tag 35

  • Route: Kirkenes - Servettijärvi
  • Details: Fahrzeit 6h, km-Stand 39.599
  • Wetter: 30 Grad, Sonne
  • Campingplatz: Servettijärven Nili-Tuvat Camping

Miraden von Mücken!!! Wir verrammeln die Fenster und Türen, versprühen Nobite (von Globetrotter) im Auto, auf uns, die Klamotten und gehen auf Jagd. Am nächsten Morgen suchen wir entnervt das Weite. Wir hatten ja vorher gehört, dass es viele Mücken gibt und uns entsprechend ausgerüstet. Aber was ist viel?? Wir konnten es uns nicht vorstellen. Nun wissen wir’s!

Das Fjellet entschädigt wieder mal für alle Mühen: Felsen, Buchten, Meer, Panoramen, ein kleiner Ort mit einer grossen Schule, eine Kaserne und dann führt der Weg direkt am Jakobselv dem schmalen Grenzfluss entlang. Hüben wie drüben markieren bunte Grenzpfähle den Verlauf der norwegisch-russischen Grenze. Der Fluss ist auf östlicher Seite dicht bewaldet und somit sind Grenzposten, Wachtürme und Stacheldraht unsichtbar. Kurz vor’m Meer weitet sich die Landschaft und der Fluss wird breiter. Auf einer Anhöhe steht eine von König Oskar II. erbaute Friedenskapelle von 1869. Der norwegische Grenzposten ist direkt an der Barentsee hoch oben auf dem Felsen, der russische auf der östlichen Seite in weiter Ferne auszumachen. Der See sind hier Inseln vorgelagert und dazwischen tummeln sich Belugawale. Es ist ein schönes  Schauspiel, das sich auch andere Urlauber nicht entgehen lassen und dabei klettern wir über Uferfelsen am aufgegebenen Hafen. Zurück geht’s bis Neiden und wir passieren bald das finnische Landeszeichen.


Details zu den Sehenswürdigkeiten und noch mehr Stationen auf der Route findet Ihr hier.